Hamburg mit dem Rollstuhl
Erlebe Hamburg barrierefrei und gestalte deinen Aufenthalt in der Hansestadt so vielfältig wie möglich.
Eine Stadt mit dem Rollstuhl erkunden und erleben? Das klingt nach sehr viel Planung im Voraus, nach Hürden und Hindernissen und eigentlich am wenigsten nach Urlaub und Vergnügen. Nicht jedoch in der wahrscheinlich schönsten Stadt der Welt. Und damit der Urlaub an Alster und Elbe gleich beginnen kann, habe ich einige der schönsten Plätze in Hamburg hier für euch zusammengefasst.
Vorab haben wir uns selbstverständlich nach einem Hotel, welches zentral gelegen und noch dazu barrierefrei sein soll, erkundigt. Entschieden haben wir uns für das „Premier Inn Hamburg City”. Das Hotel liegt direkt um die Ecke von Hamburgs Sehenswürdigkeiten. In wenigen Gehminuten ist man in der Speicherstadt. Die behindertengerechten Zimmer verfügen über ein abgesenktes Bett, Notfallknopf/ Kabel, großzügiges Badezimmer und ganz wichtig, genügend Platz um sich mit dem Rollstuhl im Zimmer bewegen zu können. Auch bietet das Hotel eine Tiefgarage mit Behindertenparkplätzen an, welche man direkt bei Buchung des Zimmers reservieren kann. Bei Ankunft ist dann der Parkplatz bereits mit dem PKW-Kennzeichen versehen und bleibt für die Dauer des Aufenthaltes reserviert.
Los geht’s. Überrascht wurden wir mit strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen. Da wir ja einen Flug hinter uns hatten und eigentlich ziemlich kaputt waren dachten wir, wir starten mit einer 2 stündigen Stadtrundfahrt durch Hamburg. Wo kann man das besser machen, als mit den bekannten ‘Roten Doppeldeckern’. Die Stadtrundfahrt Linie A fährt zu den Hamburg Highlights: Entlang der Waterkant kommt man direkt zur Elbphilharmonie, dann durch die Hafen City und in die Speicherstadt, das bekannte Unesco Weltkulturerbe. Weitere sehenswerte Stadtteile, wie Harvestehude mit den großartigen Villen an der Außenalster, Hamburg Mitte mit dem wunderschönen Rathaus oder auch St. Pauli mit der sündigen Reeperbahn bieten immer Anlass zur näheren Erkundung. An Bord erfährt man alles wissenswerte und geschichtliches über das Tor zur Welt. Bei geeignetem Wetter fahren die Busse ‘oben ohne’. Sonnenschutz und eincremen sollte man daher vorher nicht vergessen.
Den Abend haben wir dann bei einem leckeren Bier und Cocktail an der Binnenalster ausklingen lassen.
Für den nächsten Tag stand ein volles Programm auf dem Plan. Wir schlenderten, gut gestärkt nach dem Frühstück zu den Landungsbrücken, um endlich das zu tun, was man getan haben muss, wenn man schon einmal in Hamburg war: Eine Hafenrundfahrt. Es gibt zahlreiche Anbieter von Hafenrundfahrten und auf vielen Schiffen kommt man auch mit dem Rollstuhl gut drauf. Die Besatzung ist wirklich sehr bemüht einem dabei behilflich zu sein. Auf einigen Barkassen befinden sich sogar barrierefreie Toiletten. Da am besten bei Kauf der Tickets vorher nachfragen, welche der Barkassen mit dem Rollstuhl befahrbar sind.
Wir haben uns für eine der großen Hafenrundfahrten entschieden, sieht man da doch um einiges mehr von Hamburg. Auch, da für den späten Nachmittag noch ein Besuch im Miniatur Wunderland auf dem Programm stand. Dazu aber später mehr.
Die Hafenrundfahrt ist eine perfekte Möglichkeit, die Sehenswürdigkeiten der Stadt von der Wasserseite aus zu entdecken. Während der Fahrt kann man die beeindruckende Skyline von Hamburg bewundern und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie den Michel, die Elbphilharmonie und die Landungsbrücken, hautnah erleben. Aber auch die vielen Schiffe, die im Hamburger Hafen ankern, sind ein Highlight der Tour. Man kann hautnah beobachten, wie Container von riesigen Kränen verladen werden und wie Fracht- und Passagierschiffe die Elbe befahren. Die Hafenrundfahrt bietet aber nicht nur spektakuläre Ausblicke, sondern auch jede Menge Wissenswertes und Interessantes über die Geschichte und die Entwicklung des Hamburger Hafens. Erfahre mehr über die wichtigsten Häfen der Welt und die wirtschaftliche Bedeutung des Hamburger Hafens für die Stadt und das Land.
Auf der Hafenrundfahrt gibt es auch jede Menge Unterhaltung für die ganze Familie. Während der Fahrt gibt es Live-Kommentare und kleine Snacks, die an Bord erworben werden können. Zudem gibt es an Bord fachkundige Reiseleiter, die alles Wissenswerte über die Sehenswürdigkeiten und den Hamburger Hafen erzählen.
Insgesamt bietet die Hafenrundfahrt ein einmaliges Erlebnis für alle Altersgruppen und ist ein absolutes Highlight eines jeden Hamburg-Besuchs. Du wirst begeistert sein von der Schönheit der Stadt und dem Flair des Hamburger Hafens und sicherlich viele unvergessliche Erinnerungen mit nach Hause nehmen.
Nach dieser sehr beeindruckenden Schiffstour ging es für uns dann zur Stärkung in eines der vielen Lokale an den Landungsbrücken. Die Auswahl viel uns wahrlich sehr schwer. Die Stärkung brauchten wir, da es danach für uns zu dem absoluten Highlight von Hamburg ging. Es ging ins Miniatur Wunderland. Hier vorab ganz wichtig - die Tickets weit im voraus online buchen. Jetzt im Nachhinein habe ich sogar erfahren, dass es spezielle Rollstuhltage gibt, wo nur Rollstuhlfahrer Zutritt bekommen mit den Begleitpersonen. Ich konnte mich aber nicht beklagen, die Besucher die vor Ort gewesen sind waren durchweg sehr aufmerksam. Ich denke bei den speziellen Rollstuhltagen , sollte man diese in Anspruch nehmen wollen, muss es natürlich zu dem gebuchten Aufenthalt passen, was unter Umständen in der Hauptsaison schwierig werden könnte. Aber das sollte jeder für sich selber entscheiden.
Um in das Miniatur Wunderland mit dem Rollstuhl zu gelangen befindet sich am Eingang ein Treppenlift. Um diesen nutzen zu können, drückten wir einfach auf den Klingelknopf und warteten bis einer der Mitarbeiter kam. Bitte nicht ungeduldig sein, bei einem hohen Besucheransturm kann es etwas dauern. Das warten lohnt sich jedoch!
Das gesamte Wunderland ist barrierefrei angelegt, so dass man sich auch mit einem Rollstuhl problemlos fortbewegen kann. Innerhalb des Wunderlandes gibt es einen Fahrstuhl, der zwischen dem Eingangsbereich mit Shop- und Bistrobereich, sowie den Ausstellungsebenen pendelt. Dieser Fahrstuhl, sowie das Behinderten-WC sind in dem Wunderland-Reiseführer eingezeichnet, den du an der Eingangskasse erhalten kannst.
Da ihr euch von dem einzigartigen Flair des Miniatur Wunderlandes überraschen lassen solltet, zeige ich euch hier keine Fotos. Macht euch am besten selber ein Bild. Ein Besuch der sich auf jeden Fall lohnt. Plant euch genügend Zeit ein!
Mit vielen Eindrücken von diesem Tag ging es dann wieder ins Hotel zurück und der nächste Tag wurde geplant.
Ein Besuch der Elbphilharmonie, auch bekannt unter dem Spitznamen Elphi, dem bekannten Michel und St. Pauli mit der berüchtigten Reeperbahn wurde geplant. Die Ellbphilharmonie selber kann man nicht besuchen, aber die bekannte Aussichtsplattform Plaza. Diese bietet auf 37 Metern Höhe einen fantastischen Ausblick auf Stadt und Hafen Damit steht die Elbphilharmonie mittlerweile in einer Reihe mit den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Etwa auf der Mitte der Längsseite öffnet sich die Plaza zu beiden Seiten bogenförmig bis zu acht Meter hoch, zwei große Fassadenausschnitte ermöglichen den Blick auf Innenstadt und Hafen. Auf der Außenplaza kann man die Elbphilharmonie einmal komplett umrunden. Um überhaupt auf die Plaza zu kommen wählt man entweder den Aufzug, oder man fährt mit der bekannten „Tube “
Die Tube ist eine 82 Meter lange, gebogene Rolltreppe. Die Fahrt durch die sogenannte Tube führt direkt zu einem Panoramafenster im 6. Obergeschoss. Von dort gelangt man über eine zweite, kurze Rolltreppe oder den Aufzug auf die Plaza im 8. Obergeschoss. Selbstverständlich gibt es in der Elphi auch behindertengerechte Toiletten, die mit Hilfe eines Aufzuges zu erreichen sind.
Da wir uns entschieden hatten noch mehr von Hamburg sehen zu wollen, ohne Auto, nutzten wir das U-Bahnnetz der HVV . So gelangt man relativ schnell zu weiteren bekannten Ausflugspunkten der Stadt. Einige der Haltestellen bieten einem einen gekennzeichneten barrierefreien Zugang zur Bahn. In den Stationen befinden sich diesbezüglich Informationspunkte. Dort können einem die Mitarbeiter der HVV sehr gut weiterhelfen, an welchen Stationen ein problemloser Ein- und Ausstieg möglich ist. Auch kann man vor Ort direkt ein Bahn- Ticket erwerben. Also wurden Tickets gekauft und wir machten uns zu einem ebenfalls sehr bekannten Wahrzeichen der Stadt auf den Weg. Der Kirche St. Michaelis, im Volksmund auch Michel gennant. Hier muss ich allerdings sagen, die Kirche kann man gut über einen Seiteneingang mit dem Rollstuhl befahren, allerdings nicht den Turm. Um zum Aufzug zu gelangen muss man nämlich zu allererst durch ein sehr kleines Drehkreuz, welches direkt an der ersten Stufe von insgesamt 52 Stufen angebracht ist. Ich hatte mich aber dazu entschieden, den Rollstuhl an der Seite abzustellen und natürlich drauf zu hoffen dass er nach meinem Besuch auf dem Turm auch noch immer dort steht. Die Tickets für die Besichtigung kann man problemlos im Informationszentrum gegenüber der Kirche an der Kassa erwerben.
Um die tolle Aussicht zu genießen erreicht man in ca. 30 Sekunden vom 1. Obergeschoss mit dem Fahrstuhl die Aussichtsplattform in 106 m Höhe über der Elbe, von der sich ein herrlicher Blick über ganz Hamburg bietet. Auch für den Weg nach unten kann der Aufzug genutzt werden.
Bevor sich unsere Tour aber dem Ende zuneigte, stiegen wir erneut in die U- Bahn und fuhren zu der bekanntesten Straße die Hamburg zu bieten hat - der Reeperbahn, die sündigste Meile der Stadt, oder aber wie der Hamburger auch zu sagen mag: Dem Kiez. Hier reihen sich Gastronomie, Bars, Theater, Diskotheken und Nachtclubs aneinander. Die bekannteste Ausgehstraße der Stadt inklusive ihrer Nebenstraßen ist der erste Anlaufpunkt für viele Nachtschwärmer und bietet viel Sehenswertes. Am Tag erscheint der Kiez eher ruhiger und lädt ins ein oder andere Café ein. Doch mit einsetzender Dämmerung werden die Reeperbahn und die angrenzenden Straßen und Plätze zum Leben erweckt: Einheimische und Touristen gleichermaßen besuchen dann das bekannteste Ausgehviertel der Stadt. Leuchtende Schriftzüge blinken um die Wette, die angesagten Clubs öffnen und Pubs locken mit Live-Musik. Je später der Abend, desto voller die Straßen und ausgelassener die Menschen.
Die Reeperbahn ist Dreh- und Angelpunkt des Hamburger Nachtlebens im Viertel von St. Pauli. Denn wie hat schon Hans Albers gesungen: "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, ob du n' Mädel hast oder auch keins, amüsierst du dich, denn das findet sich, auf der Reeperbahn nachts um halb eins". Ach ja, Udo Lindenberg, hat als als einziger Künstler, in Anlehnung an Hollywoods Walk of Fame einen Stern auf der langen Straße bekommen.
Was die Reeperbahn von anderen Ausgehvierteln mit Bars und Diskotheken unterscheidet? Ich glaube das brauche ich hier nicht weiter ausführen.
Zuletzt machten wir uns, dieses Mal zu Fuß, auf den teilweise sehr anstrengend Weg über Kopfsteinpflaster - mit Unterstützung aber sehr gut händelbar - zum Mahnmal St. Nikolai. Der Weg führte uns vorbei an den Landungsbrücken, vorbei an imposanten alten Segelschiffen. Eines davon kann man sogar besuchen, es ist als Museum umgebaut worden. Da dies aber nicht barrierefrei ist, haben wir uns das erspart.
Am Hopfenmarkt, entlang der Willy-Brand-Straße und unweit des Rödingsmarktes in der Altstadt, steht das Mahnmal St. Nikolai in Hamburg.
St. Nikolai fiel leider im zweiten Weltkrieg den unzähligen Bomben zum Opfer. Die Einschläge der Bombensplitter sind noch heute an den Wänden St. Nikolais zu erkennen. Nach Kriegsende in 1945 war St. Nikolai nur noch eine Ruine.
Die ehemalige Hauptkirche St. Nikolai, von der nach der Operation Gomorrha nur der Kirchturm übrig blieb, ist Hamburgs zentrale Gedenkstätte für die Opfer des NS-Regimes. Im Mahnmal St. Nikolai befindet sich ein eindrucksvolles Museum und auch der Aussichtsturm ist einen Besuch wert, welcher barrierefrei zugänglich ist. Leider war er bei unserem Besuch bereits geschlossen und so konnten wir nur die imposante Ruine auf uns wirken lassen.
Hier endet unsere Entdeckungstour. Die Zeit verging wie im Flug und wer hätte am Anfang gedacht, dass es so unkompliziert sein kann, mit dem Rollstuhl in Hamburg unterwegs zu sein?