Mit beiden Beinen im Leben

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Diagnose Krebs- was nun?

Ein kleiner Ratgeber für Betroffene und deren Angehörige


Wenn man die Diagnose Krebs gestellt bekommt, hat man sofort das Gefühl man bekommt den Boden unter den Füßen weggerissen. Angst macht sich breit und man stellt sich unweigerlich die Frage: Warum habe gerade ich diese Erkrankung bekommen ? Habe ich etwas falsch gemacht und bin ich vielleicht sogar selber Schuld? Hatte ich zu viel Stress?”

An der Entstehung von Krebs sind zahlreiche Faktoren beteiligt. Die vererbte Veranlagung spielt bei manchen Krebserkrankungen (z.B. Brustkrebs, Darmkrebs) eine wichtige Rolle; dazu kommen äußere und innere Faktoren, die das Erbgut der Zelle nachhaltig verändern können. Rauchen , Alkohol, einseitige Ernährung und bestimmte Erreger von Infektionskrankheiten sind die wichtigsten Risikofaktoren für Krebs. Noch immer gilt aber, dass bei den meisten Krebserkrankungen eine eindeutige einzelne Ursache nicht bekannt ist.

Auch ich stelle mir natürlich immer wieder die Frage, ob es einen Zusammenhang mit meiner Vorausgegangen MRSA Erkrankung zu tun haben könnte. Eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen und werde ich auch wohl nie bekommen.

In den ersten Tagen verändert die Krankheit alles: Sie bestimmt ganz plötzlich das Leben, sie stellt private und berufliche Pläne infrage. Der Alltag muss rund um die notwendigen Untersuchungstermine und die Behandlungsplanung neu organisiert werden.
Wie es jetzt weitergeht und wer bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben helfen kann – das sind wichtige Fragen für Betroffene.

Jede Krebserkrankung ist individuell, genauso wie der Erkrankte selber, daher kann ich nur eine kleine Hilfestellung geben wie man mit dem Verdacht oder der Diagnose umgehen kann.

Mir selber hat es immer geholfen mich aktiv mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, dass bedeutet keine passive Haltung einzunehmen, also mich nicht der Krankheit auszuliefern zu wollen. Es ist aber auch völlig legitim den Kopf in den Sand zu stecken, wenn es dazu beiträgt etwas kurzfristig verdrängen zu wollen.

Doch welche Möglichkeiten habe ich mit meiner Angst umzugehen?

Angst ist ein Gefühl, das die meisten Patienten erleben und das ihnen sehr zusetzt: Angst vor der Behandlung und ihren Nebenwirkungen oder auch Angst vor einer „Apparatemedizin“. Bevorstehende medizinische Untersuchungen und das Warten auf das Ergebnis werden oft als besonders belastend und nervenaufreibend empfunden. Hinzu kommt die Frage, wie die Familie und Freunde einen unterstützen und welche Auswirkungen die Erkrankung auf die berufliche und finanzielle Zukunft hat. Die Angst vor einem Rückfall kann einen Krebspatienten - auch bei guter Prognose - ein Leben lang begleiten, vor allem jedoch Angst davor, sterben zu müssen.

Angst ist eine normale Reaktion auf die Diagnose Krebs. Krebs wird als existentielle Bedrohung erlebt und auf bedrohliche Situationen reagiert ein Mensch mit Angst.

Wie kann ich der Angst begegnen?

  • Informationen über die Erkrankung einholen

  • Angst ist eine ganz normale Reaktion, gestehe dir die Angst ein

  • Fragen notieren für die bevorstehen Arzttermine und Untersuchungen

  • Mit Angehörigen, Freunden über die eigenen Bedürfnisse austauschen

  • Dran erinnern welche schwierigen Zeiten man eventuell schon gemeistert hat

  • Sich nicht scheuen Beratungsstellen und Psychologen zu kontaktieren

  • Nicht die Freude am Leben verlieren

  • Eine Bucket- List erstellen mit Dingen die man unbedingt noch machen möchte

Sicherlich gibt es noch die ein oder anderen Dinge die einem helfen mit der Angst vor dem ungewissen umzugehen.

Umgang mit Stimmungsschwankungen

Die Zeit der Behandlung und das ‘Sich einstellen’ ist nochmal eine ganz besondere Situation, kommt doch eine neue veränderliche Lebenssituation auf einen selbst und auch auf das Umfeld zu.

Zuversicht, Mut und Entschlossenheit, „sich nicht unterkriegen zu lassen“, können abwechseln mit Phasen großer Enttäuschung und Niedergeschlagenheit (z.B. bei Fortschreiten der Erkrankung). Trauer, Wut, Verzweiflung, Bedürfnis nach Nähe oder Rückzug – mitunter können diese Gefühle ständig wechseln. Habe Geduld und Verständnis für dich selbst. Du leistest gerade seelische Schwerstarbeit.

Negative und positive Gefühle sind in dieser Zeit ganz normal. Versuche ihnen Ausdruck zu verleihen. Wenn es hilft weine ruhig, schreie deine Wut nach außen.

Du kannst dich aber auch sportlich betätigen, vorausgesetzt das es der Gesundheitszustand zulässt und du das Gefühl hast es tut dir gut.

Mir hat schon bei meiner ersten Krebserkrankung der Sport unheimlich geholfen. Selbst mein damaliger Onkologe war der Ansicht, ich solle das machen was mir gut tut und wozu ich die Kraft habe.

Ich habe gemerkt das ich nur zu einem inneren Gleichgewicht finde, wenn ich meine Gefühle und Angst wahrnehme und akzeptiere. Sie gehören zum Leben dazu. Wenn man aber merkt das die Verzweiflung und Angst zu groß werden, sollte man sich nicht scheuen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


Unterstützung durch Familie und Freunde nutzen

Auch das direkte Umfeld muss lernen mit der neuen Lebenssituation klar zukommen. Sie haben auch Ängste, Ängste ob sie einen lieben Menschen durch die Krankheit eventuell verlieren werden. Teile deine Gefühle und Gedanken mit. Offene und vertrauensvolle Gespräche können viel zum gegenseitigen Verständnis beitragen und helfen gemeinsam auch neue Wege zu gehen.

Sollten sich dennoch Freunde von dir wenden, sei ihnen nicht böse. Vielleicht sind sie einfach auch nur überfordert mit den neuen Umständen oder aber sie haben gerade mit sich selbst zu kämpfen und wären die in dieser Situation keine Hilfe.

Neue Ziele finden

Manchmal ist die Umsetzung bisheriger beruflicher Pläne und privater Ziele nicht mehr möglich. Dies kann aber auch ein „Anstoß“ sein, die bisherigen Lebensvorstellungen zu überdenken und offen für neue Erfahrungen zu werden. Vielleicht kamen früher Bereiche zu kurz, für die du dir heute mehr Zeit nehmen möchtest. Oder es bietet sich die Chance, festgefahrene, unbefriedigende Gewohnheiten zu verändern.

Wichtig ist denke an dich, dir auch Gutes zu tun!

Vielleicht erkennst du erst jetzt was wichtig ist und was dir gut tut. Fange an deinen Alltag neu zu gestalten und wende dich bewusst Dinge zu die dir Spaß machen, dir Freude bereiten.

Die Auseinandersetzung mit der Erkrankung ist immer mit Höhen und Tiefen verbunden. Nehme auch die kleinen Erfolge wahr und gehen damit liebevoll um. Oft hilft es sich daran zu erinnern, was früher in schwierigen Lebenssituationen geholfen hat. Vertraue deinen inneren Fähigkeiten und nehme ruhig die Hilfe von denen an die, die helfen möchten.

Abschließend noch einige Anlaufstellen für Österreich, Deutschland und die Schweiz.

Jeder dieser Dachverbände kann einem die entsprechenden Kontakte für die jeweiligen Beratungsstellen vor Ort nennen. Auch können sie euch noch viel mehr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mein Beitrag ist nur eine erste Hilfe beziehungsweise soll eine Unterstützung für euch sein.

Solltet ihr Fragen haben wie ich mit der Erkrankung umgehe und auch bereits umgegangen bin, schreibt mir gerne über das Kontaktformular eine E-Mail